zurück

Steffen Uliczka: "Da wo es weh tut bin ich richtig gut!"

 

"Das Geläuf war tief, die Beine wurden immer schwerer, da hieß es: Den Vordermann anvisieren und keinen Zentimeter hergeben. Ich hatte das Gefühl, schon dahinzukriechen und alles war einfach nur brutal schwer, aber den anderen ging's ja auch nicht besser. Und am Berg dann einfach Kopf nach unten und Arme schnell bewegen, die Beine müssen dann einfach folgen. Und runter: Ja, auch einfach draufhalten. nicht nur trudeln, sonder einfach mal volle Möhre. Da kann man schon den ein oder anderen abhängen, ausruhen kann man sich im Ziel und in der Zeit danach! Solange man noch vorwärts kommt hat man ja nichts zu verlieren und muss 'einfach' mal auf die Tube drücken.
Ein Russe wollte mich in einer Kurve innen nicht vorbeilassen und hat seine Ellenbogen ausgefahren. Da der Weg innen aber  nun mal kürzer ist war ich schneller. Und dann hat mir der Russe doch tatsächlich mit der Faust auf die Brust geschlagen, gar nicht mal so zart.  Das war mir dann zu dumm und ich hab ihn auf der folgenden Geraden einfach stehen lassen und bin weggelaufen. Mensch, war das eine Genugtuung ihm im Ziel  ins Gesicht zu grinsen."

Steffen Uliczka war bei den Cross- Europameisterschaften 2004 im schottischen Edinburgh am Ende schneller als alle anderen Junioren des DLV, er wurde 16. in einem Feld, das mit 85 der besten Junioren Europas bestückt war. Im Gelände, wenn es schon "nach der Hälfte eine einzige Quälerei ist" weiß Steffen Uliczka um seine Willensstärke, um die Fähigkeit sich in den roten Bereich zu quälen: "Meine besten Rennen habe ich gemacht, als ich starke Konkurrenz hatte, dann kann ich beißen, beißen ohne Ende!" Doch nicht alleine sein Ehrgeiz bringt ihn dazu, er weiß sich auch psychisch darauf einzustimmen: Mit Steffen Brandt, dem ehemaligen Hindernisläufer und ständigem Berater, hatte sich Steffen Uliczka zuvor mental auf die Cross EM vorbereitet "Damit die Bereitschaft in den roten Bereich zu laufen und noch weiter zu kämpfen steigt."
Das sagt schon sehr viel über den jungen Mann aus Preetz aus, denn Steffen Uliczka kommt über den Kampf, über den Biss. Nicht selten greift er bei der Beschreibung von "der letzten Runde" oder "den letzten Kilometern" auf Begriffe zurück, die wir eher aus dem Folterhandwerk kennen. Dennoch spricht er locker und  voller Stolz von diesem Cross-Rennen in Schottland: "Das war richtig gut, am Ende war ich sogar eine halbe Minute schneller als Paula Radcliffe in ihrem Rennen." Er lacht dabei, Steffen Uliczka hat es bis hierher geschafft und ist lange nicht am Ende. Wie aber hat sich dieser junge Mann aus der Holsteinische Schweiz nach oben gearbeitet? Wer ist er, der das Wort Verletzung nur vom Hörensagen kennt und von sich sagt: "Die Säure, wie viele Läufer immer sagen, spüre ich nicht so richtig."?

>Durch das Wasser auf die Bahn...

"Mit 5 Jahren nahm mich mein Vater so jeden zweiten Sonntag zu einem lockeren 20-minütigen Dauerlauf mit, was ungefähr 2,5km waren." Was folgte war nicht direkt der Sprung in die Leichtathletik, Steffen Uliczka fand über das Kinderturnen den Weg zum Schwimmen, schwimmen sollte der erste Leistungssport werden. Vier Trainingseinheiten die Woche ließen Steffen Uliczka zu einem richtig guten Schwimmer werden "Einmal gewann ich den Leistungspokal, was so was wie die Landesmeisterschaften waren." Die Leichtathletik lernte Steffen Uliczka im Alter von 8 Jahren wie jeder andere kennen: "Mehrkampf, Sprint, Wurf, der normale Weg eben..." Mit 10/11 Jahren ging es weiter zum Triathlon: "Man muss alles ausprobieren, nur so weiß man wo man das größte Talent hat." Steffen Uliczka trainierte ab da an nur noch im Kraulstil; "Bei meinem ersten Triathlon bin ich Rücken geschwommen, das konnte ich einfach am besten." Das Rad war nur im Wettkampf im Einsatz, trainiert hatte er während seiner Zeit als Triathlet nie damit. "Einmal die Woche sind wir in der Triathlongruppe geschwommen und anschließend eine Runde gelaufen, hinzu kam zwei Mal die Woche allgemeines Leichtathletiktraining und zwei Schwimmeinheiten." Mit 14 Jahren kam Steffen Uliczka an einen Punkt, wo es mit dem Ausprobieren vorbei war, er kam an einen Punkt, wo er sich entscheiden musste: "Fast gleichzeitig wurde ich in den Landeskader der Leichtathletik, als auch des Triathlon berufen." Der aufstrebende Sportler hatte schon früh seine Stärke erkannt, er merkte, dass er im Laufen zu den Allerbesten gehört: "Ich entschied mich für die Leichtathletik." Sein größtes Talent war erkannt, sein größtes Talent wurde von da an gezielt gefördert.

Der Schwimmsport wurde eingestellt, Steffen Uliczka wollte nun, im ersten Jahr als A-Schüler, alles auf eine Karte setzen. "Mein Training bestand aus 4 Trainingseinheiten: 3 Mal die Woche Mehrkampf mit dem ein oder anderen Laufprogramm, hinzu kam jeden Sonntag ein Dauerlauf mit dem Lauftreff." Das Training fruchtete, Steffen Uliczka lief mit 14 Jahren 2:54 Minuten über 1000m, die 3000m wurden schon in 9:43 Minuten gestoppt. Mit leicht gesteigertem Training holte er ein Jahr später seine zwei ersten Landesmeisterschaften: 9:36 Minuten über 3000m, 16:40 Minuten über die 5000m. "Nur über die 1000m waren andere schneller, doch es ist erschreckend zu sehen, dass von diesen heute kein einziger mehr zu sehen ist."

>Zu den ersten 'Deutschen'...

Ab der B-Jugend gibt es Deutsche Meisterschaften, ab der B-Jugend fiel das Mehrkampftraining weg, drei Dauerläufe die Woche, ein Sprint-/Sprungprogramm und einmal Tempoläufe beschrieben sein wöchentliches Training. Dieses absolvierte er nach dem Trainingplan von seinem damaligen Trainer Oliver Wulff, einem Studenten mit Hang zum Laufsport. Und tatsächlich, Steffen Uliczka war schon bei den ersten Deutschen Meisterschaften dabei: "Eigentlich wollten wir ja nur die 2000m Hindernis laufen, aber die 3000m am nächsten Tag nahmen wir dann auch noch mit." 6:18 Minuten über die Hindernisstrecke reichten am Ende für Platz elf, über die 3000m war er mit 8:58 Minuten als Neunter im Ziel. "Zweimal Bestzeit, beim Saisonhöhepunkt, ich war voll zufrieden." Ein Jahr später in Braunschweig waren die Ziele bei den 'Deutschen' schon höher gesteckt: "Ich habe mich toll gefühlt, war im Rennen vorne dabei, da hat mich einer mit seinem Spike erwischt, so dass ich am Wassergraben mit beiden Beinen hängen geblieben bin und volle Kanne ins Wasser flog. Da wurde erst mal kräftig geheult." Es war der erste Stolperstein für Steffen Uliczka auf dem Weg nach oben, es war einer jener Momente im Leben eines Sportlers, den man als 'Knackpunkt' bezeichnet, der einen Athleten prägt. Steffen Uliczka hat den Kopf nicht in den Sand gesteckt, Steffen Uliczka zeigte Wille und Kampf, zwei einschlägige Charakterzüge des jungen Norddeutschen. "Bei der Straßen DM 2001 in Arnstadt lief ich dann starke 24:27 Minuten über die 7,5km und wurde Vierter, bei der Cross DM in Regensburg Siebter." Landesmeistertitel hatte der Schleswig-Holsteiner bis dahin schon etliche gesammelt, doch das war nicht sein Ziel. "Bundesweit war ich ein nichts und dann komme ich unter die ersten 8 bei den 'Deutschen' und bekomme eine Urkunde." Steffen Uliczka wurde in den D/C-Bundeskader berufen.

"In der Jugend habe ich mir eigentlich gar keine Gedanken über mein Training gemacht, das was auf dem Plan stand trainierte ich eben." 2002, im ersten Jahr als A-jugendlicher trainierte Steffen Uliczka 50 bis 60km im Schnitt, verteilt auf 6 bis 7 Trainingseinheiten die Woche und spezialisierte sich endgültig für die Hindernisstrecken. Jetzt ging es ans Eingemachte, bei den 'Deutschen' war vielleicht sogar eine Medaille drin. Zwei Mal die Woche ging es auf die Bahn, vor der DM waren 3x200m und 3x300m mit 4-5 Minuten Pause auf dem Plan. Die Läufe wurden in 26 Sekunden bzw. 42 Sekunden gestoppt. "Das war ein richtig hartes Programm." Ein anderes war 5x1000m in 3:04 Minuten mit 4 Minuten Pause. "Die Pause war lang, die Läufe dafür aber schnell." Steffen Uliczka war bereit, die 'DM' konnten kommen. "Das Rennen war absolut Top, mit 5:51 Minuten lief ich Bestzeit und wurde von 20 Startern Vierter." Es war das Rennen als Christian Klein gewann, Norbert Löwa, vor Ruben Schwarz Zweiter wurde. "Du bist also mit 50km Umfang 5:51 Minuten gelaufen?" fragte ich zweifelnd nach. "Ja, ich hab nicht mehr trainiert, vielleicht lag es daran, dass ich die Dauerläufe schon sehr flott gelaufen bin. Seit der B-Jugend trainiere ich alles alleine, ich kenne es einfach nicht anders." "Wie schnell?" "3:50er bis 4er Schnitt, regenerative Dauerläufe gab es nicht. Wenn der Trainer einen Dauerlauf auf dem Plan hatte, gab es da keine Unterscheidungen, ich hab' alle 'recht' schnell gemacht."

> Zum ersten Mal international dabei...

Steffen Uliczka, Detlef Uhlemann, Christoph Lohse"Auch 2003 war mein Training so ziemlich ohne Struktur, dennoch haben wir es auf 60 bis 70km gesteigert. Dazu bin ich noch ein Mal die Woche vor der Schule schwimmen gegangen." Der erste große Coup gelang Steffen Uliczka dann Anfang des Jahres bei den Deutschen Hallenmeisterschaften. "Es tat die letzten Runden schon verdammt weh, aber die letzten 400m, da hab ich mir gesagt: Wenn ich jetzt eingehe interessiert das keine Sau, also bin volle Kanne gerannt." Mit 8:25 Minuten überraschte er die Konkurrenz und holte sich seinen ersten deutschen Meistertitel. "Zuvor war ich völlig unbekannt und dann bist du auf einmal deutsche Spitze." sagte er voller Euphorie. Euphorie die ihn in jener Saison weiter trieb, auch das harte Training zu meistern. 4x1000m in 2:49 Minuten oder 5x 800m in 2:10 Minuten waren gängige Programme, die Dauerläufe alle zwischen 3:40 und 4 Minuten pro Kilometer. 
Gleich im ersten Rennen war die Norm für die U20 EM im finnischen Tampere geknackt, nach 9:01,49 Minuten freute sich Steffen Uliczka in Rehlingen schon auf Finnland. Die Jugend DM war "ganz vernünftig", er wurde in 5:51 Minuten über 2000m Hindernis Dritter und hatte die Nominierung in der Tasche. "In dem Rennen schlug ich mir mein Knie dermaßen an einen Balken, dass ich die folgende Woche nicht laufen konnte. Mit 'Monowasserski' habe ich mich abgelenkt - Wasserski nur mit dem gesunden Bein. "Natürlich durfte ich das nicht, aber die EM kam immer näher, ich musste mich irgendwie ablenken." In der Vorbereitung in Kienbaum konnte er schon wieder "ein bisschen laufen", in Finnland war wieder alles klar, das Abschlussprogramm lief gut: 2000m in 5:52 Minuten 400m mit Hürden in 64 Sekunden.

"Der Vorlauf ist ausgefallen, also hatte ich mein Ziel, den Endlauf zu erreichen, ja schon geschafft. Das war eine komische Situation, ich hatte absolut keine Erfahrung, war so scheiße aufgeregt und irgendwie hatte ich während des ganzen Rennens keinen Biss, ich war von allem völlig erschlagen. International bist du ohne Erfahrung aufgeschmissen. Ruben hatte den Vorteil gehabt, schon bei der Junioren WM in Jamaika Erfahrung gesammelt zu haben, ich nicht." Steffen Uliczka blieb mit 9:10 Minuten 11 Sekunden über seiner Bestzeit und wurde Neunter. "Im Ziel haben wir uns dann mit Ruben gefreut, die restlichen Tage die Atmosphäre genossen und sind dann wieder heim geflogen." Steffen Uliczka hatte die ersten Erfahrungen im internationalen Geschäft gesammelt, sie sollten ihm später noch von großem Nutzen sein.
Nach der EM bestritt er noch ein Rennen: Mit 5:44 Minuten über 2000m Hindernis lief er im Alleingang Landesrekord. "Das war sozusagen der krönende Abschluss dieser Saison."

Mit neuem Trainer und einer "völligen Umstrukturierung" ging es in die Saison 2003/2004. "Der Kilometerumfang lag nun bei 90 bis 130km auf 10 bis 12 Einheiten verteilt. Jetzt lief Steffen Uliczka auch mal im 4:30er Schnitt durch den Wald. Hinzu kam Zirkeltraining, allgemeine Athletik hatte er schon von Anfang an gepflegt. "Mit der Gruppe in Kiel mache ich immer 3x15 Minuten Zirkeltraining, das ist ohne Zweifel das härteste Training das ich mache. Nach der Saisonpause, die in der Regel aus einer Woche absolutem Sportverzicht und anschließendem leichten Einstieg (Rad/Wasser) besteht, kann ich nach diesem Zirkeltraining nicht mal mehr richtig aufs Klo. Die Klobrille drückt dann richtig fies in die Oberschenkel rein, das ist brutal." Über Darmstadt und Tillburg qualifizierte sich Steffen Uliczka für seinen zweiten großen Einsatz für den DLV, den Cross Europameisterschaften in Edinburgh...

>Schule, Ausbildung...

"In der Schule gab's nie Probleme, ich hab alles abgewählt was ging, hab nur einen Kilometer von der Schule weggewohnt, so dass ich Hohlstunden gleich mal für einen 12 km Dauerlauf nutzen konnte." sagt Steffen Uliczka, der mit seinem Abi zufrieden ist und fügt hinzu: "Eigentlich hatte immer das Laufen erste Priorität.". "Auch für Trainingslager bekam ich immer frei."  Seit August 2004 ist er bei der Kieler Volksbank als Bankkaufmann in Ausbildung, hat flexible Arbeitszeiten und wird auch sonst in jeder Hinsicht von seinem Arbeitgeber unterstützt. "Wenn ich sehe, was andere ohne Ausbildung an Geld bekommen muss ich mir manchmal schon die Augen reiben." sagt Steffen Uliczka der neben der Volksbank von Zippl's Läuferwelt mit PUMA Sachen ausgerüstet wird. "Danach will ich studieren oder Profi werden!"

Ab April 2004 stieg der Trainingsumfang auf bis zu 150km die Woche, 8 bis 10 Trainingseinheiten waren die Regel. "5km in 17:15 Minuten, Pause, dann 3km in10:09 Minuten, Pause, dann 2km in 6:28 Minuten. Bei diesem Programm habe ich notiert: nicht anstrengend, locker. Anders bei einem Programm von 5x1000m und 3x200m mit einer bedeutend kürzeren Pause als noch die Jahre zuvor. 2:50 Minuten bzw. 29 Sekunden stoppte er "... sehr anspruchsvoll, am nächsten Tag etwas schlapp" ließt er aus seinem Trainingstagebuch vor. Im Frühjahrstrainingslager in Zinnowitz wurde auch der Kilometerumfang gepflegt: "Mit Ruben habe ich dort in der zweiten Woche 184km geschrubbt, das hat absolut Spaß gemacht. Vor allem wenn du sonst immer alles alleine trainieren musst."

Auch interessant ist es, wenn Steffen Uliczka von den Leistungsdiagnostiken in Leipzig erzählt: "Das ist so ätzend. Vormittags läufst du 4x4000m auf dem Laufband (3:45 bis 3:00min/km). nachmittags der VO2-max Test: Das Tempo wird alle 30 Sekunden gesteigert, du läufst bis an den Anschlag. Am nächsten Tag haben wir noch ein 2000m Lauf gemacht: 5:30 Minuten." Wahnsinn oder Trainingswissenschaft? Steffen Uliczka redet  wie ein Wissenschaftler über sein Training, er weiß was er da tut: "Es gibt 3 Schrauben an denen man im Training drehen kann: Umfang, Geschwindigkeit und Pause. Wichtig ist es einen hohen, stabilen Umfang zu absolvieren aber dennoch schnelle Einheiten einzubauen. Mit meinem neuen Trainer und Steffen Brandt kommuniziere ich sehr viel, das ist mir wichtig. Wir reden über das Training, jeder bringt seine Meinung ein."

Im Mai lief Steffen Uliczka den ersten richtigen 5000er, es sollte ein verdammt harter werden: "Die 3000m bin ich noch gut in 8:36 Minuten durch, doch dann merkte ich, dass es verdammt hart wird. Auf den letzten Runden bin ich zwei Mal hingeflogen, weil ich vor Schwäche meine Beine nicht mehr hoch brachte, das tat nur weh." 14:38 Minuten wurden am Ende gestoppt "Das war der härteste Wettkampf meines Lebens, ausgestiegen bin ich noch nie." Bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven 2004 in Braunschweig lief Steffen Uliczka dem Feld 2200m vorweg, ehe er abgefangen wurde. "Die wollten nicht schnell laufen -  ich schon, also bin ich einfach mal los." 8:54 Minuten bedeuteten am Ende Bestzeit über die 3000m Hindernis. Beim Länderkampf in Manchester, seinem dritten Einsatz für den DLV, erzählt er wieder voller Begeisterung und Bitte anklicken! Euphorie: "Das war richtig geil, ich hatte mich die letzten Runden schon richtig gequält, aber die letzten 400m bin ich trotzdem voll reingetreten und 8:14 Minuten über die 3000m gerannt." 

Die gegenwärtige Saison 2004/05 hat Steffen Uliczka schon im August letzten Jahres mit lockerem Training begonnen, dieses dann auf 120 bis 130km im Schnitt gesteigert, wobei seine Dauerläufe alle im Bereich 3:40 bis 4:20 Minuten pro Kilometer liegen. Der dritte Platz bei den Deutschen Cross in Bremen war ein "wahrer Meilenstein" für seine Psyche: "Es ist einfach toll zu sehen, wie sich das Aufrappeln und Beißen und das Konzentrieren auf das Laufen auszahlt: Mit der Bronze-Medaille! Geil man!" Anschließend ging es ins DLV-Trainingslager nach Portugal, ein Erlebnis bei dem Steffen Uliczka richtig auflebt: "Das war absolut klasse, dort mit den anderen zu trainieren, ich hatte immer einen Trainingspartner. Mit 'Mocki' hab' ich einen langen Dauerlauf über 21,5km gemacht. Wir sind locker im 4:30er Schnitt los und haben das Ganze bis auf 3:35 Minuten/km gesteigert. Ein 3:46er Schnitt war das am Ende. Mit Christian Belz, Mario Kröckert und Michael May hab' ich 1000er auf der Bahn gemacht. Ich 8 Mal, die anderen weniger. Alle so in 3:02 Minuten, allerdings mit nur 75 Sekunden Pause."
Wenn Steffen Uliczka das so erzählt wird man von seiner Euphorie und seinem Tatendrang  regelrecht mitgerissen, fühlt sich keine Sekunde an irgendwelche Probleme der deutschen Leichtathletik erinnert. "Und dann der Tempodauerlauf mit Christian und Mario: Die ersten 5km im 3:28er Schnitt, nach den zweiten im 3:21er Schnitt dachte ich schon: Junge, hoffentlich halt ich das durch. Die letzten 5km rannten wir im 3er Schnitt, da dachte ich nur: Wow, bin ich gut drauf!"

> Hobbies, Ernährung

Doch Steffen Uliczka liebt auch die Abgeschiedenheit, die Natur: Die Seen und Wälder um Preetz, die menschenleeren Flächen sind seine Heimat, fern ab von Quälerei und Kampf, von Schmerzen und Anspannung. "Ich bin gern in der Natur, man kann einfach dahinschweifen, kann den Kopf frei bekommen und über alles nachdenken." Steffen Uliczka ist privat nicht vom Ehrgeiz zerfressen, Steffen Uliczka lässt es gerne etwas ruhiger angehen: "Meine Mutter sagt manchmal sogar, dass sie es gerne hätte, wenn ich etwas langsamer laufen würde, dafür aber in den anderen Angelegenheiten mehr Tempo hätte. Na ja!" Entsprechend hört er gerne Reggae oder aktuell: Joss Stone, Annette Lousian oder Max Mutzke. "Im Fernsehen schau ich mir am liebsten irgendwelche niveaulosen Sendungen oder Filme an, die man einfach so auf sich einrieseln lassen kann." Das ist seine Art des Ausgleiches zum ganzen Trubel als Läufer.

Bei der Ernährung ist Steffen Uliczka nicht zurückhaltend: "So 4 bis 5 Teller Nudeln sind normal, ich esse schon verdammt viel." Ausgewogen, hin und wieder nimmt er Vitamine und Mineralien als Ergänzung, Schokolade wegen der Haut nicht. "Ich esse Dinge, wo andere sagen, dass das nicht schmecken kann, aber mir schmeckt es eben. Kiwi und Banane zu Mus gestampft, Haferflocken und Erdbeermarmelade dazu." Ein typisches Frühstück für Steffen Uliczka.

Das Ziel 2005 ist für Steffen Uliczka klar: "Ich will in den Endlauf über 3000m Hindernis bei der U23 EM in Erfurt, dazu muss ich mindestens eine 8:38 Minuten anbieten. Über die 1500m will ich 3:45 Minuten laufen, die 5000m unter 14:10 Minuten." Ziele die nach dem bisherigen Verlauf seines Läuferlebens nicht unrealistisch sind, noch Platz nach oben lassen "Man muss Geduld haben, die meisten Läufer Früher sind auch alle erst recht spät gut geworden. Der jahrelange Hochleistungssport zahlt sich erst mit den Jahren aus, speziell im Ausdauerbereich." sagt Steffen Uliczka in bestimmtem Ton, denn er ist überzeugt von dem was er tut und will sich von seinem Weg nicht abbringen lassen. Aber er weiß auch, dass mit Biss und Ehrgeiz alleine noch keiner ganz nach oben gekommen ist. Der junge Mann aus Norddeutschland lässt auch die nötige Lockerheit nicht missen, ist für jeden Spaß zu haben. Das macht ihn innerlich ausgeglichen, macht ihn stark für die Rennen. Ja, im Grunde ist Steffen Uliczka das Synonym für eine neue Generation von Läufern...

Stefan Faiß (01.-03.03.2005) | Kontakt |

 

 

>Anmerkungen:

>Sponsoring:

 

>Bildquellen: