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Ronald Weßlin - "Ich liebe diesen Sport!"


"Es war wieder mal so typisch, ich hatte gut trainiert, meine Trainingsprogramme ließen mich mal wieder hoffen. Nur noch 8 Wochen bis zur bevorstehenden Meisterschaft (Jugend DM Braunschweig 2001). Meinen Quali-Lauf über 5000m brachte ich im Alleingang bei miesem Wetter und voll aus dem Training in 15:01 Minuten nach Hause. Das reichte, damit war ich mehr als zufrieden, denn 20% konnte ich schon noch draufpacken. Das Training lief bestens.
Dann war es nur noch eine Woche, ich war in Top-Form, ich war bereit! Doch dann, 5 Tage vor dem Finale, es war Dienstag ich war abends zuhause, hatte am Nachmittag ein lockeren DL über 15km in 58 Minuten absolviert mit 15x45sek Tempowechsel. Doch irgendetwas stimmte nicht. Erst war mir warm, dann wieder kalt, ich hatte kein richtigen Appetit und das ist bei mir immer ein sicheres Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Das Fieberthermometer zeigte 38.9°C , so eine Scheiße. Wieder einmal, denn so war es die anderen Jahre ja auch gewesen, so kurz vor den Meisterschaften. Als ich dann am Wochenende die Ergebnisse erfuhr, war ich den Tränen  wieder mal sehr nahe, denn eine Top-3-Platzierung wäre sehr realistisch gewesen."

So ging es Ronald Weßlin nicht nur einmal, vielmehr ist dies ein Ereignis, dass sich die Jahre zuvor in fast schon erschreckender Regelmäßigkeit wiederholt hatte. "Mit 15/16 Jahren fing die große Krise an. Die Scheidung der Eltern, einige Todesfälle in der Verwandtschaft, alles kam zusammen. Das hat sich natürlich auf meine Leistung ausgewirkt." sagt Ronald Weßlin in nachdenklicher Stimme. "Im Training war es immer Top, irgendwie war ich schon damals ein absoluter Trainingsweltmeister." In der B-Jugend waren es 7 bis 8 Einheiten und 70 bis 80km die Woche, was für Ronald Weßlin damals alles "nicht professionell" war. "Vieles habe ich übers Talent gemacht." Die Dauerläufe gingen bis 15km und waren in der Relgel in einem 4:10 bis 4:15er Schnitt. Hinzu kam Kräftigung, Zirkeltraining und viele Tempowechsel. 10x300 oder 5x1000m in 3:10 waren gängige Programme. "Schon damals hab' ich immer 400m Trabpause gemacht." 
Für entscheidende Wettkämpfe fehlte jedoch die nötige Konzentration, war der Kopf ständig woanders. Oft war Ronald Weßlin mit starken Zeiten in der Saison aufgefallen, war häufig in oberen Regionen der Deutschen Bestenlisten zu finden, doch vor dem Höhepunkt zerrte ihn jedes Mal etwas zu Boden: Krankheit, Verletzung... "Da fängst du natürlich irgendwann an zu wackeln, überlegst dir ob sich das alles lohnt." Doch Ronald Weßlin ist ein Läufer mit Herzblut, einer der sagt: "Ohne das Laufen würde ich verrückt werden. Laufen ist das, was ich will, was mir Spaß macht. Es geht immer weiter, du musst nach vorne schauen, irgendwann wird es klappen, muss es klappen! Soviel Pech kann man doch nicht haben." Wohl im Hinterkopf zu wissen, dass es auch schon bessere Zeiten gab.

>Kindheit, Weg zur Leichtathletik...

"Als Kind war ich eine quirlige Nervensäge, da wollten meine Eltern, dass ich irgendwas mache, wo ich mich austoben kann." Die Leichtathletik lag nahe, mit 6 Jahren stieg er ein. Klassisches, spielerisches Training in Sprung, Wurf und Lauf machten den Anfang. Mit 9 Jahren wurde Ronald Weßlins Talent fürs Laufen bereits erkannt und gezielt gefördert. "Ich kam in eine Laufgruppe zu meinem jetzigen Trainer Siegfried Hutfilz." Mit 10 Jahren waren Dauerläufe von 5 bis 6 Kilometer für den Brandenburger "normal". Ein Jahr später trainierte er 4-5 Mal die Woche, das Training war schon voll auf das Laufen ausgerichtet. "Wir schauten schon gezielt auf Umfänge und Tempoläufe.  10x200m Tempo oder ein 12km Dauerlauf waren keine Seltenheit." Zahlreiche Landesrekorde folgten. "Die 1000m lief ich mit 12, glaube ich, in 2:51 Minuten." Sein Weggefährte war damals der Cottbuser Toni Mohr. "Wir sahen uns alle zwei Wochen bei Wettkämpfen und schon damals war Toni ein Hallenspezialist. Im Cross und auf der Bahn hatte allerdings immer ich die Nase vorne." So kamen damals schon 12 bis 16 Landesmeistertitel zusammen. Mit 14, einem Jahr vor der Krise, trainierte Ronald Weßlin schon 6 bis 7 Mal die Woche.

>Cross DM 2002

Nach 4 Jahren voller Pech, geprägt durch zahlreiche Hindernisse, war es das Jahr 2002, das Ronald Weßlin für jenes Durchhaltevermögen belohnt hat, das ihm wieder jenes Gefühl gab, das er schon als Schüler so sehr lieben gelernt hatte: Das Gefühl, dass sich hartes Training auszahlt.
"Ich war wieder einmal voller Motivation im Training. Die Vorbereitung auf die Cross DM in Regensburg  2002 lief auf Hochtouren. Den Winter bin ich ohne Verletzung oder Schnupfen durchgekommen  und von meinem Trainingsergebnissen und  meinem Körpergefühl aus wusste ich, dass ich mich wieder in eine sehr gute Form gebracht hatte. Und wieder waren es  nur noch zwei Wochen bis zum Lauf. Ein paar Kumpels machten schon wieder ihre Scherze: "Na Roni, nun wird es aber wieder mal Zeit für eine kleine Verletzung, also los, lass und Basketball spielen!!!" Im Basketball hatte ich mir 2 Jahre zuvor einen Kapselriss am Sprunggelenk geholt. 
Dann ging es Richtung Regensburg. Im Zug dachte ich mir noch: So nah war ich noch nie dran, topfit zu einer Meisterschaft zu fahren. Aber es waren ja noch zwei Tage, da konnte noch mehr als genug passieren. Als ich dann aber am Samstag an der Startlinie stand, wusste ich: Jetzt kann mich niemand mehr aufhalten. Der Startschuss fiel, sofort stürme ich nach vorn und reihte mich an Position 2 - 3 ein. Nach ca. 1,5km von 5,3km machte ich langsam Druck und 'zerrte an den Ketten'. Nur einer konnte folgen: Norbert Löwa. Etwa 600m vor dem Ziel fragte ich Norbert  ob dies  schon die letzte Runde sei, denn ich konnte es nicht glauben, ich fühlte mich immer noch frisch. Er schaute mich etwas merkwürdig an und sagte nur "Ja, gleich ins Ziel". 400m vor dem Ziel setzte Norbert einen kleinen Antritt und ging vorbei. Ich versuchte zu kontern, die Streckenführung ließ dies aber nicht zu. Doch ich wusste, dass die letzten 20m zum Ziel bergauf gingen und dort setzte ich den Antritt. Nahezu gleichauf kamen wir über die Ziellinie, keiner wusste wer vorne war. Es dauerte eine halbe Stunde ehe die Entscheidung verkündet wurde: Ich war mit 2cm Vorsprung Meister geworden, ich war so happy, konnte es nicht richtig glauben. Endlich, endlich hatte es geklappt."

Der Knoten war geplatzt: "Jetzt konnte ich endlich rennen was ich drauf hatte.". Zur Cross EM wollte er, doch man vergaß ihm rechtzeitig Bescheid zu sagen, an welchen Qualifikationsrennen er teilnehmen musste. "Ich sag' dazu nichts, da muss man verdammt aufpassen." Es sollte nicht das letzte Mal sein.
Das Training wurde weiter gesteigert. 8 bis 9 Trainingseinheiten waren 2002 auf dem Plan. Programme wie 5x1000m in 2:55 bis 2:53 Minuten oder 20x200m in 31 Sekunden mit 120m Trabpause zeugten von einer tollen Form. "Wir legen viel Wert auf die Dauerläufe, 2 bis 3 Läufe über 18 bis 20km die Woche sind normal. In manchen Wochen stehen viele Tempoläufe auf dem Programm. "Die 400m bin ich damals in 50,2 Sekunden gelaufen."
Der damalige Bundestrainer Van Papen schlug nach dem Cross vor: "Lass ihn doch mal die 10000m bei den Junioren mitrennen" Gesagt, getan. In Dessau war Ronald Weßlin der Jüngste im Feld. "Die 5000m bin ich in 15:10 Minuten durch, da war ich schon zweiter Junior. Und da es mein erster 10000er war hab' ich hinten raus nur noch taktiert. Das Ding hab' ich dann ganz gemütlich in 30:29 Minuten gesichert." Damit war Ronald Weßlin eigentlich für die Junioren WM in Jamaika vorgesehen, doch wieder sollte der internationale Einsatz nicht erfolgen. "Das war die Zeit, als ich mein Abi geschrieben habe, daher konnte ich an einem Qualilauf in Frankreich nicht teilnehmen." Ein gutes Rennen bei der anschließenden Jugend DM galt dann als Kriterium für eine Nominierung. 

Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Mönchengladbach war klar, dass keine schnelle Zeit herausspringen konnte: "Wir sind die 2000m gemächlich in 6:02 Minuten durch, das war ein von Taktik geprägtes Rennen." Die letzten 200m wurden für Ronald Weßlin in 26 Sekunden herausgestoppt. Keiner konnte folgen, der zweite DM-Titel war in 14:40 Minuten geschafft. "Nee, machen wir nicht" hieß es von Seiten des DLV. "Ich hab keine Ahnung warum sie mich dann nicht mitnahmen. Eine Top-10 Platzierung wäre in Jamaika schon drin gewesen." 

>Deutsche Juniorenmeisterschaften 2002

Dann war die Entscheidung ob Urlaub oder noch ein schnelles 5000m Rennen zu bestreiten auf dem Tisch. "Wir haben uns für einen 5000er bei den Juniorenmeisterschaften entschieden." Doch da war der Körper von Ronald Weßlin schon über sein Zenit hinaus. "Der Körper hat sich gewehrt, aber ich hab', wollte das nicht beachten." Entsprechend war das Rennen: Nach 15:05 Minuten als 11. kam er abgeschlagen ins Ziel. "Das war ein schneller Tempolauf, mehr nicht, weil nicht mehr ging." Doch über die Folgen war sich der enttäuschte Brandenburger nicht im Klaren. "Der Bundestrainer ist wegen meiner Leistung ausgerastet, ich wurde aus dem Kader geschmissen und der Platz für die Sportfördergruppe war auch weg." Ein Rennen hatte alles zerstört. Ronald Weßlin fügt noch hinzu: "Wäre ich ausgestiegen, wäre nichts passiert, aber aussteigen gibt's bei mir nicht."

Dass es soweit kommen konnte, dass Ronald Weßlin nicht auf seinen Körper hörte passt ein Stück weit zu seiner Einstellung: "Ja, das ist eine Sache, da ist noch Potential bei mir. Ich bin manchmal schon relativ unvernünftig. Das äußert sich dann mal so, dass ich mich aufs Rennrad schwinge und in einem 40/45km/h-Schnitt nach Potsdam 'baller' und mir dort 6 Hotdogs reinhau'. Meist' geht's dann, gezwungener Maßen, mit dem Zug zurück." Dabei zeigt Ronald Weßlin menschlichen Charakter,, zeigt, dass er nicht zu denen gehört, deren Leben aus 100% Disziplin besteht, zeigt Lockerheit. Ronald Weßlin macht manchmal Dinge, die ihm gerade im Sinn stehen. Spontan, nicht mit dem Gedanken an mögliche Folgen.

"In der Saisonpause kann ich nicht ohne Laufen, ein bisschen traben muss ich auch da. Meist geht es irgendwo ans Meer wo die Sonne scheint. Das reicht mir, da kann ich meine Akkus wieder aufladen." Aufgeladen hatte er diese nach der Saison 2002 wieder zu genüge, das Training versprach Großes. Die Umfänge lagen jetzt schon bei bis zu 150km, das GA1 Tempo (normaler Dauerlauf) lag bei 3:45 bis 3:50 Minuten pro Kilometer. Ein Programm in der Vorbereitung auf die Saison 2002 / 03 war beispielsweise 8x1000m in 2:53 Minuten. Zum ersten Mal stand auch ein Trainingslager an. "Da ich seit 2000 eigentlich alles alleine trainiere hat sich das nie ergeben. In Trainingslagern vom DLV war ich auch nie dabei, ich mach' lieber mein eigenes Ding." Zwei Wochen Spanien in denen Ronald Weßlin merkte, dass er langsam "in Schwung" kam. Das Training war voll auf die 10000m ausgerichtet, die Deutschen Langstreckenmeisterschaften konnten kommen. Doch vier Wochen vor der DM zeigte sich eine Achillessehnenreizung, Ronald Weßlin hat weitertrainiert. Ein fataler Fehler. "Die Saison war wieder im Arsch, bei der DM musste ich aussteigen." Das Ziel, die U23 EM war somit auch abgehakt, hinzu kam eine Sehnenscheidenentzündung. "Als das Mitte der Saison wieder auskuriert war kam ich natürlich nicht mehr in Schwung, dafür hatte ich genug Zeit zum Rennradfahren" gibt er mit einem Augenzwinkern zu. "Ich habe gelernt aus den Tiefschlägen Positives zu ziehen, das hat mich abgehärtet."

In der Saison 2003/04, dem zweiten Jahr als Junior, wurden die Umfänge noch mal gesteigert. 120 bis 130 km die Woche -  im Schnitt, wohl gemerkt! Die Dauerläufe in einem 3:45er Schnitt, 10x1000m in 2:54 Minuten im Wald waren das Temponiveau. "Ich mache alle Tempoläufe in Turnschuhen, nur die harten in Spikes." "Was sind harte Läufe?", fragte ich. "Wenn ich 20x200m unter 30 Sekunden mache, dann zieh' ich Spikes an". Durch die hohen Umfänge ging viel Spritzigkeit verloren, die Form für die Langstrecken DM in Borna stimmte aber. "Das war ein lustiger Wettkampf. Wir sind extrem langsam losgelaufen bis Oliver Dietz nach 6km mal eben eine 800 in 2:02 Minuten einstreute. Damit hatte er das Feld zerlegt. Ich wurde in 30:36 Minuten zweiter Junior, das war nichts atemberaubendes." Die Saison war ja noch lang, es war noch Zeit um schneller zu laufen. Weit gefehlt, ein Virus legte Ronald Weßlin flach, die Saison war wieder vorbei, ehe sie richtig begonnen hatte. "Dadurch, dass wir uns so sehr auf die 10000m spezialisiert hatten, brauchte ich relativ lange bis ich wieder in Schwung kam."

>Vorbereitung auf die Cross EM 2004

Ab Mitte 2004 konzentrierte sich Ronald Weßlin dann voll auf die Cross EM im eigenen Lande. "Im Cross hab ich mich schon immer wohl gefühlt, das Training lief schon wieder recht gut." Wenn Ronald Weßlin über Wettkämpfe, über Tempoläufe erzählt verwendet er Wortgeschöpfe, die mir nicht bekannt waren. Bildlich, emotional bringt er Schmerz, Qual, Leidenschaft in seine Sätze ein. Begriffe wie "runtergeruppt, mitgeballert, abgeknüppelt, zugerammelt oder an de' Knöppe drehen" geben einen Einblick in seine Beschreibungen. "Zugerammelt? Roni, erklär' mir mal was das bedeutet." Dabei muss er selbst lachen. "Ich benutze die Begriffe eben, das ist mir gar nicht so bewusst. Zugerammelt -  Stell' dir vor du läufst 800m, ballerst die ersten 700m voll los und kommst auf die Zielgerade. Da biste voll zugerammelt, völlig grau. Du bist einfach völlig im Eimer!" Das ist Ronald Weßlin, einer, dem man gerne zuhört, wenn er erzählt.

Das Training war gut. "6x1000m in 2:51 Minuten oder einmal hab' ich 20x300m in 46 Sekunden 'runtergeruppt'." Ronald Weßlin kann enorme Trainingspensen absolvieren. "Vormittags hab' ich dieses 300er Programm gemacht und nachmittags bin ich 20km ohne Probleme in einem 3:45er Schnitt gelaufen, das war für mich auslaufen." Den anschießenden Formtest beim Bogenlauf, einem extrem bergigen Rennen, rannte Weßlin 1,5 Minuten schneller als 2002 vor seinem DM-Sieg. "Da sind auch schon Stephane Franke oder Stephan Freigang gelaufen, die waren nicht groß schneller." Alles war klar, die Form war voll da. Und dann? Knapp zwei Wochen vor dem Qualilauf in Darmstadt wurde ich wieder krank. "Man sagte mir, dass ich da nicht rennen muss. Vor Tillburg, dem zweiten Qualilauf, hieß es dann auf einmal: Du kannst dich nicht qualifizieren, du warst in Darmstadt nicht dabei. 13 Landestrainer mussten dann entscheiden ob ich trotzdem dabei sein durfte. Das Ergebnis war schon vorher klar: Abgelehnt." Das hat Ronald Weßlin tief getroffen, denn er war "tierisch gut drauf", hatte wieder mal alles auf eine Karte gesetzt. "Da kannste nichts machen. Ich bin eben nun mal kein Baumann, sondern nur einer von Baumanns Erben, was soll man machen?" Enttäuschung schwingt in Ronald Weßlins Stimme mit, er hätte allen Grund gehabt alles hinzuschmeißen, all die Trainingsinvestitionen hatten nichts eingebracht.

Eine Saisonpause folgte, alles ging wieder von vorne los und alleine das hat schon großen Respekt verdient. "Wir haben das Training umgestellt, wieder mehr schnelle Sachen eingebaut. Weniger solche Brecherprogramme wie 5x2000m." Zwei Wochen flog der Brandenburger in der Vorbereitung alleine  nach Tunesien und lief dort im Schnitt 220km die Woche! Seitdem spreche ich ihn nur noch mit Radcliffe-Roni an ;) Solche Dinge beeindrucken, sagen viel über den Menschen Weßlin aus: "Ich will nicht leben wie ein normaler Mensch: Wenn alle in schwarzen Anzügen zu einer Feierlichkeit kämen, wäre ich derjenige der in Weiß erscheinen würde. Ganz nach dem Motto: Willst du was gelten, mach' dich selten." Tiefgründig ist das richtige Wort, Tiefgründigkeit und Vertrauenswürdigkeit zeichnen ihn aus. "Ich will meinen Traum leben, ich habe dieses Lauftalent mitbekommen, das will ich nutzen. Dabei habe ich viel aus dem schlechten Zeiten mitgenommen und gelernt."
Ronald Weßlin kam mit guter Form zurück, er hatte sich durch zahlreiche schnelle Programm wieder Spritzigkeit geholt. "400m unter 50 Sekunden würde ich mir momentan zutrauen." 20x200m läuft Ronald Weßlin mit 150m Trabpause in Turnschuhe in 30 Sekunden, den letzten mit Spikes in 25,0 Sekunden. Ein Programm wie 5-6 x (300m/200m) wird in 43/44 Sek. bzw. 28 Sek. pro Lauf gestoppt. Das ist der momentane Stand der Dinge, das ist die Form, mit der Ronald Weßlin die 5000m in dieser Saison in Angriff nehmen wird. "Ob's die EM Norm des DLV von 13:50 Minuten werden wird weiß ich nicht, ich lass das alles mal auf mich zukommen." Ronald Weßlin ist vorsichtig mit Planungen geworden, Ronald Weßlin plant nur noch stückchenweise.  

>Schule, Zivi, Studium...

"Ich wollte nicht auf ein Sportgymnasium, weil ich da meinen Trainer hätte wechseln müssen und aus meinem Umfeld herausgerissen worden wäre." So besuchte Ronald Weßlin eine öffentliche Schule, die allerdings keinerlei Rücksicht auf sein Sportlerdasein nahm. "Das gab öfters Probleme, aber irgendwie hab' ich trotz unzähliger Fehltage  mein Abi geschafft." Anschließend machte der Abiturient ein freiwilliges Soziales Jahr an einer Behindertenschule. "Das war ein sehr schöne Zeit, in der ich sehr viel gelernt habe. Da merkst du erst wie unwichtig eigentlich deine eigenen Probleme sind. In die Richtung wollte ich dann auch was studieren." Ein Sportwissenschaftsstudium mit Vertiefung in Sportreha und Rehaprevention gilt als Ziel. "Momentan studiere ich allerdings Umwelt- und Systemtechnik an einer Fachhochschule, was mich auch sehr interessiert." Was es am Ende werden wird, weiß Ronald Weßlin noch nicht. Hauptsache er kann gut trainieren.

>Sponsoren, Wertigkeit...

Mit Sponsoren sieht es nicht sehr rosig aus. "Den Vertrag mit PUMA haben wir für ein Jahr ausgesetzt. Jetzt kann ich auch wieder meine alten Laufklamotten anziehen." Die baldig erscheinende Internetseite www.roadrunner-roni.de wird von CRIADERO erstellt und finanziert. Der Sportnahrungsmittelhersteller NUTRAXX versorgt den Leistungssportler mit Riegeln, Getränken etc. Funktionskleidung gibt's von MOIRA. "Hier im Osten zählt ein Landesmeistertitel absolut gar nichts, da gibt's nicht mal Medaillen. Wenn du herkommst und sagst, dass du Landesmeister bist, wirst du ausgelacht. Ich find' das traurig, zumal wir im Laufbereich zu den stärksten Verbänden in Deutschland zählen. Wirst du allerdings Deutscher Meister, dann wirst du regelrecht angehimmelt." Ronald Weßlin hat mittlerweile 30 Landesmeistertitel.

>Hobbys, Ernährung...

Ernährungstechnisch versucht sich der alleinlebende Student zumindest gesund zu ernähren. "Ein gesunder Mittelweg, mit vielen Nudeln. Und da ich, seit ich 14 Jahre bin, mehr oder weniger auf mich alleine gestellt bin kann ich mittlerweile ganz gut kochen. Gut, nach einem harten Training muss was Einfaches her. Da hau' ich mir zwei Tiefkühlpizzen mit drei Spiegeleiern und zusätzlichem Käse rein. Hinzu kommt sehr viel Fleisch." Alkohol gibt's nicht. "Das schmeckt mir absolut nicht, bleib mir bloß weg damit!"
Weitere Hobbys sind Klavierspielen, Radfahren (40/45er Schnitt), mit Freunden weg gehen, Rollerbladen. "Oft treffen wir uns bei mir und zocken die ganze Nacht Strategiespiele wie Siedler. Computerspiele waren früher mal eine größere Leidenschaft. "Ich war mal Vizepräsident eines Clans." gibt er mit einem Lachen preis. Punkrock und Oldies laufen in seiner Wohnung, wenn er Musik hört.

Das ist Ronald Weßlin. Aufgewachsen auf einer Insel namens Kienwerda, geprägt durch zahlreiche Rückschläge und Erfolge. Einer der gern' mal seinem Willen freien Lauf lässt, der auf der anderen Seite aber eine Reife ausstrahlt, eine Tiefgründigkeit, die man nur bei sehr wenigen in seinem Alter findet. Ronald Weßlin ist einfach sympathisch, ist einer, dem man den Erfolg gönnt. Einer der sich in der Deutschen Spitze etablieren will, der sagt: "Ich will den anderen mal kräftig in den Arsch treten." Das meint er nicht so, wie es viele vielleicht verstehen würden. Das meint er so, wie er es versteht. Mit seiner eigenen, nicht verbissenen Art. Und das ist gut so, das beweißt Rückrad, beweißt Charakter. Ronald Weßlin liebt das Laufen, Ronald Weßlin wird seinen Weg gehen.

 

Stefan Faiß (25.-26.05.2005) | Kontakt |

 

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