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 „What time is it?“ – „Race time!“

Es liegt nun doch schon einige Wochen zurück, als ich meine ersten Cross Wettkampf- Erfahrungen auf einem anderen Kontinent machte. Doch was einst wie normale und bekannte Crossläufe aussah, wurde dennoch recht schnell widerlegt und somit hatte ichmein coach und ich in indiana (wie man sieht: es war einfach kalt!!!)

Mein erster Wettkampf hier war normal. Vergleichbar mit einem kleinen Crosslauf  in Deutschland. Um die 45 Starterinnen machten sich auf durch Matsch, über Wiesen und Hügel. Ein Vergnügen eben. Doch schon bei meinem 2. Wettkampf in den USA stellte ich fest, dass solche „kleinen“ Läufe die Seltenheit sind. Es folgte ein Wettkampf von, für mich, überaus chaotischer Größe. Bei den „Great Americans“ stürmten immerhin über 180 Läuferinnen auf einmal los. Hitze und hügeliges, anspruchsvolles Streckenprofil erleichterten die Lage auch nicht gerade. Es war einfach unglaublich. Der Grund, dass hier so viele Läuferinnen sind, liegt eben daran, dass hier alle Studentinnen zusammen starten. Also alle, die zwischen 17 und 25 Jahre sind. Hier zählen auch nicht so sehr die Einzelplatzierungen, vielmehr kommt es auf die Mannschaftswertung an. Man startet nicht als Individuum, sondern man startet für sein Team, seine Uni. Und eben das ist es, was mich hier so beeindruckt. Als komplettes Team geht man sich einlaufen, gleich gekleidet, die Uni repräsentierend. Man dehnt gleich, man macht die Steigerungen zusammen und auch auf Toilette geht man eigentlich auch nie alleine, sondern annähernd als geschlossenes Team.

Doch auch 180 Läuferinnen sollten noch nicht genug sein, und wieder kam zum Ausdruck, dass Amerika eben alles übertreiben muss. Bei den „ NCAA Pre-Nationals“ in Indiana (oh ja, stolz kann ich berichten, dass wir für 3 Tage dahin geflogen sind!) war das Chaos endlich komplett. Es war nicht, weil es plötzlich nur noch 10 Grad waren und wir in Myrtle Beach von Temperaturen um 30 Grad verwöhnt waren. Vielmehr brach das Chaos aus, weil über 240 Läuferinnen dem Ziel entgegenstürmten und die Strecke „blockierten“. Stürze blieben nicht aus und um zu überholen war man gezwungen, unendlich weite Schlangenlinien zu laufen. Und auch hier liefen alle Altersklassen zusammen. Von 17 bis 25 Jahre. Es war das totale Chaos, aber es waren Erfahrungen, die ich in Deutschland noch nie gemacht habe.

Dieses Wochenende schließlich waren meine persönlichen, positiven Eindrücke von dieser Atmosphäre perfekt. Es war DAS Wochenende. Es war DER wichtigste Wettkampf, den unsere Uni für die Crosssaison geplant hatte. Die „Big South Championchips“. Genau diese galt es als Team zu gewinnen um somit einen Rekord für die Ewigkeit aufzustellen. 3 Mal hintereinander hatte Coastal Carolina dieses Rennen schon gewonnen. Noch nie ist es eine Uni gelungen, viermal in Folge zu gewinnen. Das unser Coach ohne Ende aufgeregt war, ist eigentlich nicht erwähnenswert. Aber das er uns bis ins Unendliche mein team bei der siegerehrung bei den "Big south championchips, die wir gewonnen haben. motiviert hatte, schon. Für das Team das Beste geben, sollte das Ziel eines jeden Starters sein. Und wir alle gaben unser Bestes und siegten. Als Team. Wir feierten - als Team. Doch nicht nur das Feiern war schön. Nein, auch das Rennen an sich. Denn keine Uni hatte so viele Leute da, die uns anfeuerten, wie unsere. 20 Leute aus dem kompletten Trackteam sind zusätzlich privat angereist, um uns anzufeuern, ja regelrecht anzuschreien. Die Stimmung war perfekt und überall wo man war, hörte man bloß „Go Coastal, go Coastal!“ Gänsehaut blieb nicht aus.

  Ich möchte nicht beschreiben, wie wir im Einzelnen waren. Ich möchte lediglich erzählen, dass es unglaublich ist, wie sehr ein Team zusammenhalten kann und was man als Team alles erreichen kann. Wir haben viel zusammen trainiert und uns „gequält“ und Zeit „geopfert“. Und jetzt haben wir als Team gewonnen und das ist das Besondere hier drüben. Das das Team nahezu alles ist. Vor dem Start kommt man zusammen, in einem Kreis, die Hände in die Mitte. Es wird ein „Vater Unser“ gebetet und anschließend geschrieen: „What time is it?“ (Coach) – „Race time!“ (wir) – „What time is it?“ – „Race time!“ – „And what are we going to do?“ “Race fast and win!”…Und mit Gänsehaut darf dann gestartet werden.

Es ist ein Unterschied zu Deutschland. Das ganze System ist anders. Das „Feeling“ ist anders. Doch es ist ein schönes Gefühl, es sind schöne Erfahrungen und ein jeder, der die Chance hat, diese Erfahrungen zu machen, sollte sie wirklich nutzen!

Christina Mohr (31.10.2004)