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"I'm running in the rain..."

 

Ja ja der April. Ein Monat, der nie so recht weiß, was er wirklich will. Schneestürme, sommerliche Temperaturen, Stürme und Regenschauer. Alles haben wir schon, mehr oder weniger erfreut, miterlebt. Es ist wohl der Monat, der sich am stärksten versucht, dem Winter zu widersetzten. Mit allen Kräften stemmt er sich gegen Kälte und Schnee. Bei Sonnenschein gelingt ihm das, bei Schnee ist er zu schwach. Ein Kampf zwischen Winter und Sommer. Auch Frühling genannt.

In diesen Monat fallen viele Marathons, denn an einem optimalen Tag,, bietet der April das perfekte Wetter dafür. Der Mai ist schon fast wieder zu warm. Der März zu kalt. Temperaturen, bei denen man nicht viel schwitzt, eine geringe Luftfeuchtigkeit sowie Windstille sind die Hauptkriterien. Beim Rotterdam Marathon beispielsweise war es zu warm, in Hamburg zu nass. Ein Lotteriespiel für die Marathonveranstalter. Ist das Wetter gut, sind auch die Zeiten gut. Und schnelle Zeiten bedeutet viel Aufmerksamkeit. Sehr viel hängt von Petrus ab. Doch spielt das nur für die Marathonveranstalter ein Rolle? 

Natürlich nicht. Läufer und Läuferinnen sind diejenigen, die sich ebenfalls,  optimale Bedingungen herbeisehnen. Ob bei Training oder Wettkampf. Am besten immer angenehm warm und trocken. Ein Indiz hierfür liefern die menschenleeren Wälder und Straßen, wenn das Wetter sich von seiner unangenehmsten Seite zeigt Erst wenn sich die Sonne wieder zeigt, sieht man wieder mehr Läufer/-innen. Solche Menschen werden auch "Schönwetterläufer" genannt. Sie sind erst dann zu sehn, wenn sich der Winter voll und ganz verabschiedet hat. Wie Siebenschläfer kommen sie dann aus ihrem Höhlen und genießen den Sonnenschein. Es ist ein tolles Gefühl, wenn einem dann wieder so viele Gleichgesinnte begegnen. Ich verstehe diese  Läufer/-innen sehr gut. Denn bei schönem Wetter läuft es sich einfach leichter.

Apropos schönes Wetter. Wie war das gestern doch gleich? 

Der Regen hat nachgelassen. Die Sonne strahlt wieder vereinzelt  zwischen den Wolken hervor. Gutgläubig wie ich bin, nutzte ich diese Gelegenheit sofort, um einen lockeren Dauerlauf einzuschieben. Die Pollen, die vom Regen wie weggeschwemmt waren, bereiteten mir keine Probleme mehr. Die Luft war wieder frisch und kräftig. Ich stellte mich auf einen "Schönwetterlauf" ein. Kurze Hose, T-Shirt, noch die Schuhe geschnürt und raus gieht 's. "AHHH, tut das gut". Einer der härtesten Schulwochen, war geschafft (4 Klausuren). Jetzt kann ich mich entspannen. Ich lief los.

Immer deutlicher ging die Sonne, im Kampf mit den Regenwolken, als Sieger hervor. Die Straßen waren noch nass. Einzeln hatte die Sonne schon erste Flächen des Asphalts abgetrocknet. Es war ein Genuss. Nur die Tatsache, dass ich so ziemlich der einzige weit und breit war, irritierte mich etwas. Na ja, dachte ich mir, wer nicht will, der hat gehabt. Gehabt von diesem schönen Wetter. Misstrauen sollte auch mal bestraft werden, versuchte ich mir Recht einzureden. Sollen die doch in ihren Häusern sitzen bleiben. Ich bin heut der Nutznießer.

20 Minuten sind vornüber. Meine Strecke nutzt den Trimm-dich-Pfad als kleine Schleife . Die Strecke weißt so gut wie kein ebenes Stück auf. Hoch , runter, eines von beiden. Rhythmuswechsel prägen sie. Es muss so in etwa ein 4:30er Schnitt  sein. Eine Runde und dann weiter. Weiter Richtung Karlstein. Jener Aussichtspunkt, der bei klarer Sicht ein beeindruckendes Panorama liefert. Der Stuttgarter Fernsehturm und Ludwigsburg, um nur einige Fixpunkte dieser weiten Sicht zu nennen.

Der Wald hat nach dem mittäglichen Regenschauer wieder angefangen zu atmen, zu leben. Wie ein nasser Pudel scheinen die Bäume ihre nassen Blätter auszuschütteln. Die Sonne  bringt die einzelnen Wassertropfen zum glitzern. Selbst das profilierte Gelände scheint mich heute nicht zu behindern. Zu sehr genieße ich die Natur. 

Wie ich so dahin laufe, spüre ich plötzlich ein paar Regentropfen auf meiner Haut. Überrascht schau ich gen Himmel. Ein paar kleinere Wölkchen, nichts Großes, ziehen heran. Ach was, das hört gleich wieder auf, mach ich mir Mut.  Ein paar Spätzünder. Und eine kleine Abkühlung tut jetzt auch ganz gut. Die warmen Temperaturen haben  schon die ersten Schweißtropfen hervorgerufen. Ein bisschen Regen kann nicht schaden.

Der Regen hörte nicht auf. Ein starker Wind, ja fast schon ein Sturm, war aufgekommen. Wie?, wo?, was?. Wo ist die Sonne? Urplötzlich war der Himmel mit dicken, grauen Wolken überzogen. Fast schon wie Hagel, fühlten sich die "Regensteine" an die auf meinen Körper auftrafen. Der Sturm machte sie zu Geschossen. Bin ich hier an der Eiger Nordwand, oder was?  Dort gibt es solche Wetterumschwünge, aber hier? Hier am Aussichtspunkt Karlstein? Hier wo ein Unwetter die Höfflichkeit besitzt sich langsam anzukündigen. Wo man noch Gelegenheit hat, sich rechtzeitig  vor ihm zu schützen. Ich dachte im  falschen Film zu sein. Das Regenwasser trieb mir jedoch diesen Gedanken schnell wieder aus.

Nach 2 Minuten war der Vorwaschgang beendet, nach 5 fand ich mich im Hauptwaschgang wieder. Nichts blieb trocken. Alles klebte, alles triefte. Schnell nach Hause, noch eine viertel Stunde. Da geht man einmal ein Risiko ein, wenn andere noch misstrauisch sind, und was passiert? Bestraft wird man. Gnadenlos bestraft. Nicht das ich nicht gern bei Regen laufen würde, aber ohne Regenjacke  machte das keinen Spaß. Wollte mir die Nase putzen. Doch mit was? Die Tempos haben die Funktion eines Schwammes übernommen. Ich konnte schreien. Doch was soll's. Schlimmer konnte es jetzt nicht mehr kommen Nass bin ich sowieso. -  Kälte kam  hinzu. Es wurde schlimmer. 

Irgendwas positives musste es doch an diesem Wetter geben. Ich überlegte. Die Rettung,. das Lied "I'm singing in the rain..." von Gene Kelly  kam mir in den Sinn. Ich summte die Melodie mit. Gut, äußerlich mag das nichts geändert haben, aber innerlich ging es mir schon viel besser. Klatsch nass aber gut gelaunt, machte mir der Regen gar nichts mehr aus. Ganz im Gegenteil, jetzt machte es sogar Spaß. "I'm running in the rain.."

Das Tempo muss im letzten Teil der Strecke noch unmerklich schneller geworden sein.  Die als Scheibenwischer fungierenden Finger, machten die Anzeige der Uhr sichtbar. Bei 44 Minuten bleibt die Zeit stehen. 10km, aufgeteilt in einen trockenen und einen nassen Teil. Fast wie in der Waschstraße, nur leider in der falschen Reihenfolge. Die warme Dusche zog mich jetzt wie ein Magnet an. Jetzt wollte ich heißes und kein kaltes Wasser mehr. 

Die Wetterlotterie hatte ich heute verloren. Doch lieber im Training, als im Wettkampf. Gut, das ist natürlich nur ein Wunsch, denn wir haben April. Da weiß man nie, was einen erwartet, nie was man bekommt. Vielleicht würde es etwas helfen, wenn sich in den Fanblock des Sommers noch ein paar Leute hinzugesellen würden. Zu helfen  ihn anzufeuern. Dann sollte es kein Problem für die Wärmste aller Jahreszeiten sein, den Winter mit einer Geraden niederzustrecken. Ihn für ein paar Monate K.O. zu schlagen. K. O. zu schlagen im Kampfring April.

Anmerkung: Ich hab irgendwie in paar Probleme mit der Zeit. Gegenwart oder Vergangenheit? Wer kann mir helfen? Jegliche Deutsch-Lk'ler, Germanistik Studenten, Literaturkenner und sonstige Sprachphilosophen sind gefragt ;)

Stefan Faiß (27.04.02)