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Mein erster Duathlon - oder: Warum man auf dem Rad "drücken" muss

 

Duathlon - ja, einen Duathlon wollte ich schon immer einmal machen. Einfach mal testen, wie das mit dem Rad unter Wettkampfbedingungen so ist. Peter, seit einem Jahr nun vom Laufsport zum Triathlon konvertiert, offenbarte mir eine solche Gelegenheit beim Orrot Duathlon am 29. Juli. Der Termin stand schon etwa einen Monat vor dem Wettkampftag fest, so dass ich immerhin noch etwas Zeit hatte mich vor allem mit dem Rad in Form zu bringen. Ein kleiner Einblick in diese Vorbereitungsphase soll auf den eigentlichen Höhepunkt hinführen:

Im Laufen machte ich mir wenig Sorgen, denn das Training lief gut. Die 10km traute ich mir relativ sicher zwischen 35 und 36 Minuten zu. Doch das Kapitel Radfahren musste erst mal neu geöffnet werden. Als Kind und im Jugendalter durch zahlreiche Fahrradtouren und sonstige übertriebene Radaktionen geprägt war mir das Gefühl, mit dem Rad in den roten Bereich zu gehen, wohl bekannt. Doch den Worten Peters entnahm ich schnell, dass die Jungs im Wettkampf ganz anders "drücken". Das Wort "drücken" gilt im Radsport als Standardverb. So ist es vorzugsweiße in den Konstellationen "über den Berg drücken", "einen hohen Gang drücken" oder auch "so richtig drücken" anwendbar.  Zwei Wochen vor Orrot wollte ich mich nicht mehr vor dem Radtraining drücken. 

Berge - ich dachte mir: wenn ich nur noch so wenig Zeit hab', dann fahr ich viele Berge. Die bringen schnell Kraft und Ausdauer. Also kletterte ich in fast jeder meiner Touren mindestens einen Berg hoch. Unter Berg darf hier ein Höhenunterschied von vielleicht 400 Meter verstanden werden. Einen Tacho hatte ich nicht, der Körper gab mir mein Trainingstempo vor. Längstens 2:20 Stunden, meistens um 60 Minuten saß ich am Tag im Sattel. Zu dieser Zeit lief die Tour im Fernsehen und es machte einfach nur riesigen Spaß das Gefühl zu haben wie die Großen zu "drücken". (Ergänze: "Wie die Großen drücken.") Etwa eine Woche vor dem Wettkampf versuchte ich mich dann endlich an einer Kombination, also einer Art Generalprobe. Nach einem 40-minütigen Lauf wechselte ich für eine gute Stunde aufs Rad, ehe ich am Ende noch mal 30 Minuten auf die Laufstrecke ging. Man kann sagen: In etwa wusste ich danach, was auf mich zukam.

Die letzen drei Tage vor dem Duathlon absolvierte ich nur noch lockere Dauerläufe. Freitags reiste ich bei Peter in Crailsheim an, Samstags war dann der große Tag. Nun, mir war schon klar, dass ich mit meinem Trekkingrad Zeit gegen die anderen verlieren würde. Doch nach der Probefahrt auf Peters Carbonrad schien mir meine Aufgabe wie die eines Traktors gegen einen Ferrari. Ich konnte mit meinen Reifen zwar im Wald fahren und war durch meine Stoßdämpfer an der Vordergabel dafür auch komfortabel ausgerüstet, doch auf Asphalt, wo man so richtig "drücken" konnte, da nützte mir das wenig. Und dann hatte mein Rad auch noch einen Ständer - Ständer sind bei Rennrädern eine vorsätzliche Körperverletzung. Aber ich stärkte mich durch den psychologischen Vorteil, den ich besaß: Wer ein Rennrad fährt, darf sich niemals von einem Trekkingrad überholen lassen! 

Bei etwa zwei Stunden Belastung muss natürlich auch die Ernährung passen. So bedanke ich mich an dieser Stelle bei Peters Familie für jene 18 Toastbrote die ich am Wettkampftag in mich aufnahm.  Ja, und dann war es auch schon soweit. Natürlich war ich der einzige ohne Rennrad und natürlich war ich auch der einzige, dessen Helm schon das Alter von einer Dekade überschritten hatte. Ganz zu schweigen von der flatterigen Laufhose. Aber egal, ich hatte ja zwei Wochen mit dem Rad trainiert. 

Die Distanz von 8km Lauf, 38km Rad und 5km Lauf lag nun vor uns. Ich wusste, dass ich im Laufen schnell sein musste. Die Laufstrecke war schön, teils im Wald, teils auf Asphalt. Ich ging ruhig an und startete nach etwa 3km meine Aufholjagd, die mich auf Platz vier nach dem ersten Wechsel brachte. Und ja , Klickpedale hatte ich auch keine, so dass mir dadurch immerhin beim Wechsel ein Zeitvorteil gegeben war. Es sollten nun 38km Rad vor mir liegen - exakt fünf Runden, fünf Mal ins Tal und wieder hoch. Es war fast hoffnungslos sich mit dem Tempo der anderen zu messen. Die "drückten" auf der Ebene und bergab, da konnte ich nur mit maximalem Einsatz, wenigstens ein Stück folgen. Berg hoch sah die Sache da schon anders aus. Auch wenn da zwei, drei an mir vorbeiflogen, konnte ich dort bei dem ein oder anderen gegenhalten und sogar überholen. Oben angekommen musste ich aber wieder schnell feststellen, dass mein Fahrrad und mein zweiwöchiges Training nicht konkurrenzfähig waren. Peter, der später gesamt Dritter werden sollte, nahm mir mit dem Rad sechs Minuten ab.

Nach 38km kam dieser Wechsel vom Rad auf das Laufen. Ja, darüber hat man schon viel gehört:  Wie eine Ente watschelt man da erst mal. Und es ist so, wie ich nun aus eigener Erfahrung bereichten kann. Doch nach etwa einem Kilometer geht das schon, da kommt man rein und ist auf das Ziel fixiert. Und ich wusste, dass ich im Laufen noch den ein oder anderen einholen konnte. Und so quetschte ich noch das raus was drin war. Zwei waren es im Ziel dann noch, so dass ich Achter wurde, Achter von 26. Folgendes Auffüllen der leeren Energiespeicher soll mit Zahlen dargestellt werden. 2 Liter Apfelsaft, 6 Apfelschnitze, 4 Bananenschnitze, zwei Stücke Wassermelone, zwei Schokokuchen, eine Cola, ein Colamix, 500g Nudeln mit Carbonara-Soße und einen Keks. Ja, in 2:02:43 Stunden sind auch 18 Toastbrote schnell wieder weg.

Ich war ohne Frage sehr zufrieden mit meiner Leistung, zumal es mein letzter Wettkampf in dieser Saison war. Und so war es ohne Zweifel auch einer meiner schönsten. Der Gedanke ist da, in Zukunft vielleicht vermehrt in diese Richtung zu trainieren, eventuell auch das Kapitel Schwimmen aufzuschlagen. Doch bis zum Trainingsbeginn im Oktober ist es noch lang hin. Nun sollen die Beine erst mal nicht "drücken", sondern einfach nur liegen :)

Stefan Faiß (30.07.2006)

 

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p.s.: Ein Dank geht an dieser Stelle an den Peter und an die Familie von dem Peter.