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Skilanglauf - bald auch eine kenianische Domäne?

 

Am 2. Februar 1996 war es als sich ein kenianischer Mann auf machte als erster überhaupt sein Land bei Olympischen Winterspielen zu vertreten. An diesem Tag hatte Philip Boit zum erstenmal in seinem Leben Skier an seinen Beinen. Anschließend trainierte er in Gebieten die so ziemlich das Gegenteil seiner kenianischen Heimat darstellten: kalt und abgeschieden. Beweisen wollte er, dass die Skilanglaufstrecken nicht länger von europäischer Dominanz geprägt sein sollte. Er schaffte es tatsächlich sich für die Winterspiele in Nagano zu qualifizieren. Man war gespannt was ein Mann aus Afrika in dieser kalten Sportart zu leisten vermag.

Doch nach diesem denkwürdigen Rennen schmunzelte der eine oder andere, denn das einzige was er aus diesem Rennen mitnehme konnte ist die Tatsache, dass  er zumindest dabei war. Er war dabei, als ein gewisser Björn Dähli seine neunte Goldmedaille gewann. Als Letzter mit 20 Minuten Rückstand  auf den Sieger kam er mit einem etwas fremd wirkenden Stil ins Ziel. Doch das spielte keine Rolle, denn ein neuer olympischer Held war geboren. Er wurde in den Medien gefeiert, von einem Fernsehstudio ins nächste gereicht. Und das nur weil das die Olympischen Spiele sind. Hier werden Helden geboren, wahre Helden, die nicht wegen ihrer guten Leistung auf sich aufmerksam machen. Nein, vielmehr durch ihre Außergewöhnlichkeit die sie von anderen unterscheidet.

Nun ist er wieder dabei, dabei bei den  olympischen Winterspielen von Salt Lake City. Beweisen möchte er es, dass  Nagano nicht das letzte Wort eines kenianischen Sportlers bei  Winterspielen war. Und vielleicht wird es dieses Mal ganz anders ausschauen. Möglicherweise überrascht er alle, dieser Philip Boit, und erreicht etwas, das 4 Jahre zuvor nur von den größten Optimisten erwartet wurde. Er gewinnt Gold in einem Langlaufrennen. Es ist wahrlich schwer zu glauben, aber Skilanglauf ist eine Ausdauersportart wie der Mitttel- und Langstreckenlauf in der Leichtathletik. Und in dieser Disziplin sind die Kenianer ja bekanntlich Weltklasse. Wenn sich diesen Jungs ein professioneller Trainer  widmen würde, könnte aus der skandinavischen Domäne vielleicht bald eine Ostafrikanische werden. Was wäre das für ein Bild wenn plötzlich ein Moses Kiptanui oder Daniel Komen die Weltcupfelder zerlegen würde. Ich sehe schon die norwegischen Läufer wie sie vergeblich versuchen, den schlanken und eleganten Afrikanern zu folgen. "Kenia die neue Wintersportnation" lese ich die neuen Schlagzeilen.

Okay, ein vielleicht etwas weit hergeholter Gedanke, aber sicher keine Zukunftsvorstellung der Unmöglichkeit. Denn auch die Laufstrecken in der Leichtathletik wurde erst ab den 90er Jahren von den kenianischen Wunderläufern mehr und mehr dominiert. Also lasst uns abwarten was Philip bei dem kommenden  Langlaufrennen in Salt Lake City zustande bringt. "Ein Kenianer gewinnt Gold bei olympischen Winterspielen", vielleicht werden wir diese Nachricht schon in dieser Woche hören. Ansonsten bei den nächsten Olympischen Spielen. Und wenn nicht auf Schnee dann eben wieder auf der Tartanbahn.

Anmerkung: Philip Boit belegte im 10km Langlaufrennen (klassisch) den 80. Platz mit einem Rückstand von gut 10 Minuten auf den Sieger Johann Mühlegg (ESP). Gab sich aber nach dem Rennen gewohnt optimistisch: "In Turin bei den kommenden Olympischen Winterspielen werde ich eine Medaille gewinnen." Wenn er es doch nicht schon 1998 in Nagano gesagt hätte... (16.02.2002)

Stefan Faiß  (11.02.2002)